3. Juni 2015: Martin Furholt: Sozialer Wandel und Zeichenwirkung

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furholtDie Expansion neolithischer Siedlungen erreicht Mitte des 7. Jahrtausends Westanatolien und Griechenland. Diese erste Neolithisierung Europas ist ein erklärungsbedürftiges Phänomen, da ihr eine lange Phase der Stagnation vorausgeht. Während Klima und demographische Faktoren bei dieser Mobilisierung bisher ortskonstanter Gruppen eine Rolle gespielt haben, sollen hier vor allem innergesellschaftliche Entwicklungen im Mittelpunkt des Interesses stehen. Eine Möglichkeit, sich diesen anzunähern bietet eine praxisorientierte Perspektive, die auf dem amerikanischen Pragmatismus aufbaut und soziale Praxis als materiell situiertes Phänomen begreift, im Zuge dessen Bedeutungen, Identitäten und soziale Beziehungen erschaffen werden. Es wird untersucht, wie Zeichen und Symbole, materielle Dinge und Bauten aufgrund ihrer materiellen Eigenschaften und ihrer physischen Anordnung aktiv auf die Beschaffenheit sozialer Beziehungen einwirken und sozialen Wandel konstituieren. Daraus lässt sich ein Modell ableiten, das eine fundamentale Transformation sozialer Praxis als Voraussetzung für die Expansion Neolithischer Gesellschaften im 7. Jahrtausend darstellt. Diese Transformation bewirkte eine Destabilisierung von Traditionen und Insitutionen sowie Diversifizierung von Residenzgruppen. Ursache hierfür waren, so wird argumentiert werden, die praktischen Wirkungen einer physischen Veränderung der Trägermedien symbolischer und ikonischer Zeichensysteme am Beginn des keramischen Neolithikums.

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