28. Januar: Gerhard Trnka & Michael Brandl: Breaking the Past. Steinrohstoffe und ihr Aussagepotential

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Dieser Vortrag ist im Bereich der Herkunftsbestimmung lithischer Rohmaterialien für geschlagene Steingeräte (Hornstein, Feuerstein, etc.) angesiedelt. Aus diesen Rohstoffen hergestellte Artefakte sind zeitunabhängige Kulturträger, und stellen in vielen Fällen die einzigen greifbaren materiellen Überreste prähistorischer Zivilisationen dar. Die Bestimmung der Herkunft der Steinrohmaterialien ermöglicht es ArchäologenInnen, sozio-ökonomische Phänomene zu rekonstruieren, Versorgungsstrategien mobiler und sesshafter Gesellschaften nachzuvollziehen und Netzwerke auf unterschiedlichen sozialen Ebenen zu beleuchten.

Als „besonderes“ Fallbeispiel werden wir die derzeitigen Forschungen zu den westalpinen Jadeit- und Omphacitbeilen in Europa vorstellen.

Ein unverzichtbares „research tool“ für solche Arbeitsansätze stellen Vergleichssammlungen (sog. Lithotheken) dar, anhand derer verlässliche Herkunftsbestimmungen durchgeführt werden können. Um solche Unternehmungen in der Praxis erfolgreich umzusetzen, ist der systematische Aufbau und die akribische Dokumentation der geologischen, taphonomischen und archäologischen Verhältnisse der untersuchten und beprobten Lagerstätten von ausschlaggebender Bedeutung. Als Beispiel für die erfolgreiche Einrichtung einer solchen wissenschaftlichen Vergleichssammlung stellen wir den Aufbau der Vienna Lithothek (VLI) vor, welche die Grundlage für die Entwicklung einer schlüssigen und mittlerweile international anerkannten Methode zur Herkunftsbestimmung von organogenen SiO2-Modifikationen (d.h. Vertreter der Hornsteingruppe i.w.S.) darstellt.

Damit ist bereits einer der Kernpunkte unserer wissenschaftlichen Forschung angesprochen, die angewandte Rohmaterialforschung. Innerhalb der letzten Jahre wurde eine Vielzahl archäometrischer Ansätze entwickelt, um die Herkunft solcher Rohstoffe nachzuweisen. Es sollen in aller Kürze „konventionelle“ Ansätze diskutiert, die Probleme dieser Methoden angesprochen und schließlich der Multi Layered Chert Sourcing Approach (kurz MLA) mittels Laser Ablation ICP-MS und Compositional Data Analysis (CODA) vorgestellt werden. Einige Fallbeispiele aus dem primären Untersuchungsgebiet, dem Ostalpenraum, sollen die archäometrische Arbeitsweise verdeutlichen. Dabei handelt es sich um Radiolaritstudien, die Abgrenzung von Reiner Plattenhornstein zu Rohmaterial aus Baiersdorf, und – um auf den Titel unseres Vortrags zurückzukommen – Untersuchungen zu Flintensteinen des Militärdepots aus Wien-Schloss Neugebäude und ihre historisch-ökonomischen Implikationen. Inspiriert vom Vorgang der mechanischen Bearbeitung der Flintensteine, wollen wir den Versuch wagen, einige Schranken der Vergangenheit zu durchbrechen und durch die Anwendung innovativer Methoden aktuelle Fragestellungen der archäologischen Forschung zu beantworten.

 
Wir werden auch einige Proben für die Erlangener Lithothek mitbringen und zur Abschlussdiskussion einen originalen Alberndorfer-Mammutwein anbieten!]]>